Jan Wagner erhält den Georg-Büchner-Preis 2017
Wie die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung mitteilte, geht der Georg-Büchner-Preis in diesem Jahr an Jan Wagner. In ihrer Begründung formuliert die Jury: „Jan Wagners Gedichte verbinden spielerische Sprachfreude und meisterhafte Formbeherrschung, musikalische Sinnlichkeit und intellektuelle Prägnanz. Entstanden im Dialog mit großen lyrischen Traditionen, sind sie doch ganz und gar gegenwärtig. Seine Gedichte erschließen eine Wirklichkeit, zu der Naturphänomene ebenso gehören wie Kunstwerke, Sujets der Lebens- wie der Weltgeschichte, erste Fragen und letzte Dinge. Aus neugierigen, sensiblen Erkundungen des Kleinen und Einzelnen, mit einem Gespür für untergründige Zusammenhänge und mit einer unerschöpflichen Phantasie lassen sie Augenblicke entstehen, in denen sich die Welt zeigt, als sähe man sie zum ersten Mal.“

Jan Wagner, 1971 in Hamburg geboren, lebt seit 1995 in Berlin. 2015 wurde er als erster Lyriker überhaupt mit dem Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Belletristik ausgezeichnet. Sein erster Gedichtband Probebohrungen im Himmel erschien 2001. Es folgten die Bände Guerickes Sperling, (2004), Achtzehn Pasteten (2007), Australien (2010), Die Eulenhasser in den Hallenhäusern (Hanser Berlin, 2012) und der mit dem Leipziger Buchpreis ausgezeichnete Band Regentonnenvariationen (Hanser Berlin, 2014). Vergangenen Herbst erschien bei Hanser Berlin Selbstporträt mit Bienenschwarm. Ausgewählte Gedichte 2001-2015. Aktuell liegt sein Essay-Band Der verschlossene Raum. Beiläufige Prosa (Hanser Berlin, 2017) vor.
Neben seinen Gedichten und Essays ist Jan Wagner als Übersetzer englischsprachiger Lyrik hervorgetreten, darunter Werke von James Tate, Matthew Sweeney, Simon Armitage und Robert Robertson. Ende August erscheint bei Hanser Berlin der von Jan Wagner übersetzte Band Hund und Mond mit Gedichten des irischen Poeten Matthew Sweeney. Im Münchner Hanser Verlag erscheint im September unter dem Titel Unmögliche Liebe eine Anthologie mittelalterlichen Minnesangs, die Jan Wagner gemeinsam mit Tristan Marquardt herausgibt.
Der Georg-Büchner-Preis wird seit 1951 von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung vergeben und gilt als renommiertester Literaturpreis für deutschsprachige Literatur. Ausgezeichnet werden laut Satzung Schriftstellerinnen und Schriftsteller, „die in deutscher Sprache schreiben, durch ihre Arbeiten und Werke in besonderem Maße hervortreten und die an der Gestaltung des gegenwärtigen deutschen Kulturlebens wesentlichen Anteil haben.“ Er wird am 28. Oktober während der Herbsttagung der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt verliehen. Er ist mit 50.000 Euro dotiert.
Wir freuen uns mit Jan Wagner und gratulieren von Herzen!
Bücher, Texte und Übersetzungen von Jan Wagner
Unmögliche Liebe
Diese besondere Anthologie ist ein hehres Liebesbekenntnis der Dichter der Gegenwart zu ihren großen Vorfahren im Mittelalter. Die fantastisch unterschiedlichen Übersetzungsweisen durch über sechzig heutige Dichter zeigen darüber hinaus, was für Ideen die Gegenwartslyrik heute prägen.
Hund und Mond
Matthew Sweeney
Neue Gedichte von Matthew Sweeney: In diesem Auswahlband zeigt Sweeney sich erneut als Lyriker von abgründigem Witz und zarter Melancholie, grandios ins Deutsche übertragen von Jan Wagner.
Akzente 2 / 2017
Selten treten die Geheimnisse von Poesie so offen zutage wie im Prozess ihrer Nachdichtung. Fünfzehn Lyriker zeigen, welche Gedichte sie gerade übertragen. Jeder stellt das fremdsprachige Original neben die Bearbeitungsschritte der deutschen Übersetzung und kommentiert den Vorgang.
Der verschlossene Raum
Jan Wagner
Mit den Essays von Jan Wagner auf literarischer Entdeckungsreise: leidenschaftlich, mitreißend, klug. Wüsste man nichts von Jan Wagners lyrischem Werk, man würde überhaupt nur noch Essays von ihm lesen wollen.
Selbstporträt mit Bienenschwarm
Jan Wagner
Ein Auswahlband als Selbstporträt: Jan Wagner zeigt das Beste aus anderthalb Jahrzehnten poetischen Schaffens. Seite für Seite vermittelt dieser vom Autor selbst arrangierte Auswahlband, was ein gelungenes Gedicht vermag und warum wir alle mehr Lyrik lesen sollten.
Regentonnenvariationen
Jan Wagner
In diesem Lyrikband geht es in die Natur mit all ihren kunstvollen Variationen des Lebens. Es ist immer wieder ein Wunder, wie es diesem Lyriker gelingt, Bilder zu schaffen, die in einem Halbvers Stimmungen heraufbeschwören – bis längst Vergessenes oder nie Gesehenes vor Augen steht.
Am Robbenkap
Robin Robertson
In dem Titelgedicht „Am Robbenkap“ - John Burnside gewidmet - geht es unheimlich zu wie in einer alten Legende: Jan Wagner hat für die Verse dieses bedeutenden, in Schottland geborenen Lyrikers wunderbare deutsche Entsprechungen gefunden.
Die Eulenhasser in den Hallenhäusern
Jan Wagner
Rom - nach Goethe kann hier kein Dichter mehr unbefangen Gedichte schreiben. Der Weg, den Jan Wagner in seinem Jahr in der Villa Massimo gewählt hat, um die Tradition für sich als Inspirationsquelle nutzbar machen zu können, zeigt ihn als phantastischen Spieler ...

Grübelei im Rinnstein
Charles Simic
Charles Simic, in Belgrad geboren und in USA aufgewachsen, ist mit seinen Gedichten auch in Deutschland berühmt geworden. Dieser Gedichtband vereint eine Auswahl aus dem Gesamtwerk dieses melancholischen Eulenspiegels – übersetzt von Jan Wagner.