Buch
Deutschland 25,00 €
Alte Gewissheiten gelten nicht mehr, neue sind noch nicht zu haben. In New York wird die Brooklyn Bridge eröffnet, Edisons Glühbirnen erleuchten die Stadt. Mittendrin Susanna, eine Malerin aus Basel, die mit ihrer Mutter nach Amerika ausgewandert ist. Während Maschinen die Welt erobern, kämpfen im Westen die Ureinwohner ums Überleben. Falsche Propheten versprechen das Paradies, die Kavallerie steht mit entsicherten Gewehren bereit. Mit ihrem Sohn reist Susanna ins Dakota-Territorium. Sie will zu Sitting Bull, um ihn zu warnen. Ein Portrait, das sie von ihm malt, hängt heute im State Museum North Dakotas. Das ergreifende Abenteuer einer eigenwilligen und wagemutigen Frau, voller Schönheit und Mitgefühl erzählt.
Details:
Roman
Erscheinungsdatum: 25.07.2022
288 Seiten
Hanser Verlag
Fester Einband
ISBN 978-3-446-27396-2
Deutschland: 24,00 €
Österreich: 24,70 €
ePUB-Format
E-Book ISBN 978-3-446-27556-0
E-Book Deutschland: 17,99 €
Lieber Alex Capus, im Zentrum Ihres neuen Romans steht Susanna, eine Frau, die wirklich gelebt hat. Wann trat Susanna Carolina Faesch zum ersten Mal in Ihr Leben? Das war im Frühling 2019. Da erzählte mir mein Basler Schriftstellerfreund Patrick Tschan bei Pizza und Rotwein von diesem Basler Aristokratenmädchen, das nach Amerika ging und den großen Häuptling Sitting Bull traf. Erst dachte ich mir, dass das nun too much sei. Aber dann ließ mich die Geschichte nicht mehr los.
Haben Sie mehr zur Lebensgeschichte von Susanna recherchiert oder mehr zu den Anfängen des 20. Jahrhunderts?
Die allermeisten Menschen hinterlassen in ihrer Lebenszeit nicht sehr viele schriftliche Spuren, deshalb muss man versuchen, ihre Geschichte und ihr Wesen über die Schilderung der Zeitumstände zu erfassen.
Ihre Romane sind oft vor dem Hintergrund größerer Epochenumbrüche erzählt. Als Autor führen sie Ihre Figuren dabei mit einem versöhnlichen Blick durch Zeiten großer Schicksalsschläge. Ist Optimismus beim Betrachten der Welt für Sie eine dramaturgische Notwendigkeit beim Erzählen? Eine Geschichte ist immer eine Kausalitätskette. Man muss als Erzähler daran glauben, dass ein Ereignis immer aus Vorhergegangenem hervorgeht und also letztlich alles mit allem zusammenhängt. Darin liegt ja der große Trost der Literatur. Und wenn ich als Autor zu diesem Trost beitragen darf, ist das ein großes Glück.
Die USA spielen in Ihren Geschichten immer wieder eine Rolle. Was bedeutet dieses Land für Sie? Meine Heldinnen und Helden gehen immer neugierig in die Welt hinaus. Europa, Amerika, Afrika – nur nach Asien hat es bisher niemand geschafft. Keine Ahnung, weshalb nicht.
Sie schreiben nicht nur Romane, Sie betreiben auch eine Bar in Olten. Wie sieht Ihr Alltag als Schriftsteller aus?
Morgens in der Frühe schreibe ich, wenn alle noch schlafen und niemand etwas von mir will. Dann fahre ich mit dem Rad durchs Städtchen in die Bar und erledige Alltäglichkeiten, repariere einen Stuhl, mache Bestellungen oder entsorge Altglas. Vor dem Mittag schreibe ich manchmal nochmal was, dann fahre ich mit dem Rad heim zum Mittagessen. Und nachmittags mache ich, was mir grad einfällt – gehe zum Flohmarkt oder zum Spazieren in den Wald, besorge die Einkäufe fürs Abendessen oder kaufe online ein antikes Bullauge, das ich als Fenster in meiner Bar einbauen will. Alles ganz normal.
Der neue Roman von Alex Capus – seine schönste Liebesgeschichte seit „Léon und Louise“
Deutschland 21,00 €
Deutschland 10,99 €
Als Max und Tina in ihrem Auto eingeschneit auf einem Alpenpass ausharren müssen, erzählt Max eine Geschichte, die genau dort in den Bergen, zur Zeit der französischen Revolution, ihren Anfang nimmt.
Jakob ist ein Knecht aus dem Greyerzerland. Als er sich in Marie, die Tochter eines reichen Bauern, verliebt, ist dieser entsetzt. Er schickt den Jungen erst in den Kriegsdienst, später als Hirte an den Hof Ludwigs XVI. Dort ist man so gerührt von Jakobs Unglück, dass man auch Marie nach Versailles holen lässt. Meisterhaft verwebt Alex Capus das Abenteuer des armen Kuhhirten und der reichen Bauerntochter mit Max` und Tinas Nacht in den Bergen. Ein hinreißendes Spiel zwischen den Jahrhunderten. Alex Capus` schönste Liebesgeschichte seit Leon und Louise.
Lieber Alex Capus, Ihr Roman Königskinder vereint und kreuzt ein historisches Liebespaar mit einem Paar aus der Gegenwart. Max und Tina bleiben auf einem verschneiten Alpenpass stecken und müssen die Nacht im Auto verbringen. Um die Zeit zu vertreiben, erzählt Max eine Geschichte. Das steht der mündlichen Erzähltradition sehr nahe. Ich wollte diese Geschichte auf eine ganz natürliche, intime Weise erzählen – leise und vertraulich ins Ohr flüstern wollte ich meinem Leser die Geschichte, möglichst direkt und intensiv, wie Scheherezade in Tausendundeiner Nacht um ihr Leben Geschichten erzählt. Auch in meinem Roman befindet sich das Heldenpaar in einer existentiellen Notlage und hilft sich mit einer Erzählung durch die Nacht.
Auch bei Ihren öffentlichen Lesungen erzählen Sie am liebsten frei von den Figuren und deren Erlebnissen und Abenteuern. Warum? Erzählende Literatur, wie ich sie verstehe, sollte dieses Element der Direktheit und Unmittelbarkeit immer aufweisen, darum erzähle ich bei öffentlichen Lesungen lieber frei, als meinen eigenen Text zu deklamieren. Bei diesem Buch allerdings habe ich die freie Rede sozusagen als Stilmittel eingesetzt, es wird auf der Bühne kaum mehr möglich sein, mündlich die Unmittelbarkeit der Erzählsituation noch zu steigern. Vielleicht werde ich deshalb diesen Herbst wieder mehr vorlesen, also den Text szenisch vortragen.
Und welches Potenzial haben Sie darin gesehen, einen ganzen Roman so anzulegen? Die meisten Menschen ahnen heute, glaube ich, dass wir in einer Epoche der Zeitenwende leben. Große Veränderungen stehen uns bevor, das fühlen wir ganz sicher, aber wir wissen nicht, wie die Welt morgen aussehen wird. Ebenso ging es den Menschen am Vorabend der Französischen Revolution. Die Aufklärung hatte den Blick zu neuen Horizonten geöffnet, die alten Feudalregimes waren morsch, gewaltige Kriege und Umwälzungen standen bevor. Und dann war da in diesen Zeiten, in denen kein Stein auf dem anderen blieb, ein Paar wie Marie und Jakob, das gegen alle Widerstände, gegen alle pragmatische Vernunft und gegen jede Wahrscheinlichkeit beisammen blieb. So viel Vertrauen, Beharrlichkeit, Loyalität und Treue finde ich ungemein tröstlich in einer Zeit, in der Ehen schon online übers Internet mit ein paar Klicks geschieden werden können.
Die Geschichte, die Max erzählt, ist die Liebesgeschichte der beiden Bauernkinder Jakob und Marie. So unglaublich sie klingt, beruht sie doch auf einer wahren Geschichte. Was hat Sie daran fasziniert? Der Hofadel in Versailles war 1789 ganz entzückt über die rührende Geschichte vom Schweizer Kuhhirten und seinem treuen Bauernmädchen, deshalb hat sie in Briefen und Tagebüchern einige Spuren hinterlassen. Elisabeth, die kleine Schwester Ludwigs XVI., erwähnt Jakob und Marie immer wieder mit großer Zuneigung, und ihre Trauung wie auch die Geburt der Tochter sind in den Kirchenbüchern von Versailles detailliert festgehalten. Auch zu Hause im Greyerzerland finden sich Spuren des Paars in den Archiven – in den Musterungsrollen der Söldnerheere, in den Kirchenbüchern u.a.m. Hinzu kommen die historischen Recherchen über die Ballonfliegerei, die überall in Europa Mode wurde, über die Vulkanausbrüche auf Island, die Reisebedingungen in Frankreich, die Essgewohnheiten, die Arbeitsumstände, die Lebenserwartung … und dann bin ich natürlich an all den Orten gewesen, an denen sich meine Helden in der Geschichte aufhalten.
Ihrem Roman wohnt ein großer Zauber inne. All die Dramen, das historische Panorama, das Schicksal von Jakob und Marie breiten sich mit großer Leichtigkeit aus. Ist das so leicht erarbeitet, wie es wirkt? Es ist für mich das Allerwichtigste, einen Erzählton größtmöglicher Leichtigkeit zu erreichen; darauf verwende ich sehr große Mühe und viel Arbeit. Ich habe manchmal die Empfindung, dass es im Zwiegespräch zwischen der Leserschaft und mir ein zuvor festgelegtes Maß an Mühe gibt. Je mehr davon ich auf mich nehme, desto leichter und froher ist die Lektüre für den Leser. Mache ich es mir hingegen zu leicht, bleibt für den Leser die ganze Mühe übrig. Was meinen Sie, ist das so?
Manfred Papst, NZZ am Sonntag
Alex Capus, geboren 1961 in der Normandie, lebt heute in Olten. Er schreibt Romane, Kurzgeschichten und Reportagen. Bei Hanser erschienen Léon und Louise (Roman, 2011), Fast ein bisschen Frühling (Roman, 2012), Skidoo (Meine Reise durch die Geisterstädte des Wilden Westens, 2012), Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer (Roman, 2013), Mein Nachbar Urs (Geschichten aus der Kleinstadt, 2014), Seiltänzer (Hanser Box, 2015), Reisen im Licht der Sterne (Roman, 2015) und Das Leben ist gut (Roman, 2016).
Warum wollten Sie Schriftsteller werden? Weil ich das sehr gerne mache und ziemlich gut kann. Es ist ja keine harte körperliche Arbeit, nur so ein bisschen Tastengeklimper. Zudem wird man ständig nach New York und Venedig eingeladen und weltweit von Legionen schöner Frauen geliebt, und man verdient höllisch viel Geld. Ich empfehle das jedem.
Gibt es einen Schriftsteller oder einen Künstler, der Sie auf Ihrem Weg besonders inspiriert hat? Okay, also gut: Tolstoi, Turgenev, Zola, Maupassant, Tschechov, Fontane, Mann, Hemingway, Fallada, Perutz, Mansfield, Fitzgerald, Salinger, Munro, Carver, Tyler, Dubus, Ford, Wolf, Salter, O’Nan… und Jenny Erpenbeck, zum Beispiel.
Welches Buch hätten Sie gern geschrieben? Mein nächstes.
Wann und wo schreiben Sie am liebsten? In meiner selbstgezimmerten Gartenlaube.
Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen? Das Amerika-Bilderbuch von Arnold Höllriegel.
Was würden Sie einem jungen Schriftsteller raten? Dass er ja nicht auf olle Ratschläge hören soll.
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