
Zum Tod von Ulrich Weinzierl
Am 13. Januar ist in Wien der Germanist und langjährige Kulturkorrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und der Welt, Ulrich Weinzierl, gestorben. Der Sohn der Historikerin Erika Weinzierl und des Physikers Peter Weinzierl promovierte 1977 bei Wendelin Schmidt-Dengler mit einer Arbeit über Alfred Polgar und verfasste wegweisende Bücher über Arthur Schnitzler, Hugo von Hofmannsthal und Stefan Zweig. Zuletzt edierte er 2019 eine vierbändige Ausgabe der Werke von Hermynia Zur Mühlen.
Seine Spezialität war und blieb jedoch die sogenannte kleine Form – Glossen, Literatur- und Theaterkritiken, “das Extrakt von Komödien und Tragödien des Lebens” -, dem sich auch Polgar verpflichtet fühlte. “Was von ihm weiterlebt”, so Weinzierl über Polgar, “ist seine Kunst zu formulieren, und wer ihn zitiert, der gesteht, sich für einen bestimmten Sachverhalt keine bessere, treffendere oder entlarvendere Ausdrucksweise vorstellen zu können. Er schrieb für Zeitungen, von Phrasen umgeben, mit ihnen jonglierend, sie zerlegend, sie neu belebend – und in seinen besten Sätzen brachte er das Wort zu sich selbst.” Nichts anderes gilt für Ulrich Weinzierl.
“Die Nachricht von Ulrichs Tod ist ein Schock”, sagt Zsolnay-Verleger Herbert Ohrlinger, “wir kannten einander fast vierzig Jahre lang und waren, ich wage das zu sagen, miteinander befreundet. Er begleitete das Wohl und Wehe unseres Verlags zuerst aus professioneller Distanz, und ich empfand es als große Wertschätzung, dass ich dann seine Bücher verlegen durfte. Ulrich hätte jetzt wohl gesagt, das Ganze ist eine Frage der Sentimentalität, und dazu bekenne er sich rückhaltlos. Also: Wir haben mit ihm nicht nur einen Autor verloren, sondern einen wunderbaren Menschen und Freund.”