5 Dinge …
… die wir noch nicht über Marlene Fleißig wussten
Ich sag euch sogar 6, dafür stimmen aber nur drei davon:
Bei meinem ersten Besuch des Elbsandsteingebirges habe ich einen Tag lang keinen einzigen Elbsandstein aus der Nähe gesehen.
Ziemlich sicher verdankt mir Langenscheidt das Jugendwort „Snackosaurus“.
Ich habe einen merkwürdigen, dreisilbigen zweiten Vornamen.
Seit ich in einem anderen Land zweimal aus Versehen in die Herrenumkleide geplatzt bin, habe ich panische Angst davor, Piktogramme zu missdeuten und muss mindestens dreimal nachschauen, bevor ich mich umziehen gehe.
Ich muss jedes Mal nachdenken, wie man das Wort Terrasse schreibt.
Bei fast jedem Wort kann ich mich daran erinnern, wann genau ich es gelernt habe.
5 Fragen an …
Marlene Fleißig
Bestimmt schön im Sommer ist, trotz eines tragischen Familienunglücks, ein sehr witziger Roman. Man denke nur an die Szene, als Maria als Teil ihres Gärtnerjobs den sterbenden Ficus eines cholerischen IT-Spezialisten gießen soll. Musstest du beim Schreiben manchmal selbst lachen?
Nein, was verwunderlich ist, da ich eigentlich sonst die ganze Zeit lache. Im Bus, nachts im Bett, so dass ich nicht einschlafen kann, in der Supermarktschlange. Vielleicht ist dann kein Lachen mehr übrig. Aber weinen musste ich dafür auch nicht.
Du hast eine ganz besondere Art zu schreiben. Dein Stil ist nicht nur pointiert witzig, sondern auch emotional und voller ungewöhnlicher Bilder. Hast du Vorbilder, an denen du dich beim Schreiben orientierst?
Viel Lesen hilft für das Schreiben sicher viel. Bewusst orientiere ich mich aber nicht an anderen Autorinnen. Aber in schriftstellerischer Hinsicht ist mein Vorbild auf jeden Fall Helge Schneiders Robert Fork, ich suche noch nach der richtigen Sonnenbrille.
Du arbeitest als Dolmetscherin und begleitest in deinem Beruf Menschen, die kein Deutsch sprechen, zu verschiedensten Terminen. Was war in diesen Situationen ein besonderer Moment für dich?
Der Moment, wenn die Anspannung abfällt, ist toll. Und das Gefühl, wenn es gut gelaufen ist. Vorm Dolmetschen auf Konferenzen bin ich nervös. Wenn dann aber der Vortrag beginnt, stellt sich bei mir sofort Ruhe ein und es läuft.
Beim Dolmetschen im Patientengespräch finde ich die Situation an sich sehr spannend, man begleitet Menschen dabei in Momenten, die schon ohne den Zwischenschritt des Dolmetschens reichlich privat sind. Es sind aber nicht immer nur schlimme Krankheiten und schwere Schicksale, die einem zu schaffen machen. Einmal habe ich bei einer Gynäkologin in einem sehr kleinen Behandlungszimmer gedolmetscht. Sie bestand darauf, dass ich, der Privatsphäre der Patientin wegen, nicht nur mit dem Gesicht zur Wand gedreht, sondern auch hinter einem Vorhang sitzen sollte. Dann gab sie der Patientin Anweisungen „Po nach oben, Hände drunterschrieben“, die ich, hinterm Vorhang die Wand anstarrend, dolmetschte. Das war schon sehr merkwürdig.
Dein Roman ist voller Eindrücke von Galicien. Wie hast du das Land wahrgenommen, was hat die daran besonders gefallen, und was hast du dort gesehen, was andere Menschen auch unbedingt sehen sollten?
Grün. Wenn ich an Galicien denke, sehe ich als erstes Grün. Und dann den Praia das Catedrais, ein Strand mit großen Felsentoren. Das Galicische ist eine tolle, effiziente Sprache. Da wird sich nicht mit Atmen oder Worttrennungen aufgehalten, Artikel und Substantive und der ganze Rest fließen einfach zu Einheiten zusammen. Unbedingt machen: Wein vom Fass aus Schalen trinken.
Manche Autor*innen schreiben einfach drauf los, wenn sie einen Roman beginnen, und finden das Thema des Romans erst viel später. Wie war das bei deinem Buch?
Genau so. Der Text hat sich in vielerlei Hinsicht von selbst ergeben. Aber nicht von selbst geschrieben.