Dmitrij Kapitelman: Eine Formalie in Kiew
Erding
Stadtbücherei Erding,
Aeferleinweg 1,
85435 Erding
“Dmitrij Kapitelman writes about love and rootlessness in a way that we all understand in our hearts.” - Lily Brett
“Only through this book is it possible to understand migration, feeling a lack of belonging and living between cultures.” - Olga Grajsnowa
A tragi-comic trip into the past and the heart of our political present
A Formality in Kiev is the poignant story of a family who once moved in the hope of starting a new life – and now faces a horde of cats and a mysterious disease. Told with the bittersweet humour of a son who stoically tries to become German.
Dmitrij Kapitelman can speak Sächsisch more fluently than the official he has to deal with when applying for a German passport. He has made this decision after 25 years of living in Germany, which is most of his life. But no formality is too small when it comes to immigrants. The bureaucratic clerk demands an apostille from Kiev. So Dmitrij has to travel to his hometown, to which nothing ties him except for his childhood memories. And these memories are beautiful because they feature his loving, infallible parents. But they also weigh heavy because the family is currently divided – until fate reunites them in Kiev.
Czech Republic (Větrné mlýny)
Dmitrij Kapitelman
Dmitrij, Eine Formalie in Kiew handelt von einem Sohn, der nach vielen Jahren in Deutschland in seine Heimat zurückkehrt, mit der ihn sehr wenig verbindet, um dort eine Apostille für seine Ausbürgerung zu besorgen – er möchte nämlich endlich die deutsche Staatsbürgerschaft erlangen. Was hat dich dazu veranlasst, diese Geschichte aufzuschreiben?
Frau Kunze hat mich dazu veranlasst, meine Sachbearbeiterin bei der Ausländerbehörde. Genauer die deutsche Bürokratie, der keine Blockade zu billig ist, damit Einwanderer ja nicht zu leicht an den deutschen Pass kommen. Ich lebe seit einem Vierteljahrhundert in Deutschland, tausend Studienabschlüsse, steuerliche Quartalsprüfungen, maximale Integration – und dann schicken die mich nach Kiew wegen einer Apostille. Kein Ferkel weiß überhaupt, was das ist. „De behördliche Bestätigung einor behördlichen Bestätigung“, sächselte Frau Kunze erläuternd.
Zu Beginn ging es mir also darum, diese Politik an die Öffentlichkeit zu bringen. Und auch meine gefühlte Ohnmacht darin zu verarbeiten. Dass durch die späteren Schicksalsschläge wieder so ein persönliches Buch entstehen würde, habe ich da noch nicht geahnt. Also kurz gesagt: Ich habe über das geschrieben, was mir auf dem Herzen lag.
Wie dein erstes Buch, Das Lächeln meines unbekannten Vaters, hat auch dieses einen autobiographischen Hintergrund. Würdest du es trotzdem als Roman bezeichnen?
Ich würde diesen Kopfschmerz gern wieder an die Marketingabteilung abtreten. Vielleicht tendiere ich beim zweiten Buch eher zum Roman. Weil ich freier im Schreiben war, vor allem mutiger in der Dramaturgie. Ich glaube nicht, dass meine Bücher (jetzt sind es ja zwei) sich irgendwie anders lesen, als jene, auf denen ganz klassisch Roman steht. Also ja, Marketingabteilung, your time to shine!
In deinem neuen Buch spielen Bürokratie und Korruption eine wichtige Rolle – wie symbolisch sind diese Themen?
Eine Familie macht den Staat. Und der Staat macht die Familie. Meine Familie hat zwei Staatsleben geführt. Deswegen ist es für mich spannend herauszufinden, wie der Ort, an dem man lebt, mehr noch die politischen Umstände, Familien beeinflussen. Ob man darauf vertraut, dass die Gullideckel unter den Füßen fest sind oder man hereinstürzt beim Vorbeigehen, das verändert auch Familienspaziergänge. Funktionierende Verwaltung und leider noch besser funktionierende Korruption sind zwei wesentliche Komponenten dieser Formel.
Auf dem Cover sind mehrere Katzen zu sehen, welche Rolle spielen Katzen in dieser Geschichte?
Nun ja, meine Mutter hat vor einiger Zeit eine Zucht sibirischer Katzen begründet. Das ist dann demographisch ein wenig eskaliert. Zum Großreich Katzastan. Ich bat meine Mutter, auch auf Vater und mich, die wir keine Kater sind, Rücksicht zu nehmen. Das tat sie leider nicht. Sie werden lachen, aber problematische Verhältnisse zu Müttern sind eine große Sache. Erst Recht, wenn das Mauzen ihrer Katzen einem bis nach Kiew und selbst in den Schlaf folgt.
Was ich am meisten an deinen Texten bewundere, ist das Nebeneinander von Komik und Tragik, wobei die Komik aus der Tragik entsteht und umgekehrt. Wie wichtig ist der Humor für dein Schreiben?
Ich freue mich sehr, dass die Leute finden, meine Texte hätten Humor. Tragisch gerahmt zwar, aber Humor. Dadurch fühle ich mich wie ein besonderer, zumindest angenehmer, verständiger Mensch. Auch weil Humor etwas ist, worauf ich wiederum sehr bei anderen achte. Jemandem, der drei Witze hintereinander nicht lacht, misstraue ich grundsätzlich.
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