Presse
„Lange hat mich kein Buch so umgetrieben (…) Ein Buch zum klüger werden.“ Denis Scheck, SWR TV lesenswert, 28.04.22
“Es ist eine mitunter flapsig dahinformulierte Tour de Force, eine Art hochalpine Wanderung in Sneakers. Man fragt sich immer wieder, ob das auch wirklich die richtigen Schuhe für diesen Ausflug sind, genießt dann aber die stilistische Leichtigkeit und den geistesgeschichtlichen Ausblick.“ Jan Küveler, Welt am Sonntag, 13.03.22
"Ott illustriert ein Panoptikum der Neuzeitkritik, das auch ohne vorheriges Grundstudium der Philosophie zugänglich ist. Sein Buch analysiert die assoziativen Nährbrühen, auf denen die Autokraten und Diktatoren der Gegenwart gewachsen sind und immer noch gedeihen. Otts Analyse dringt bis in die feinstoffliche Ebene vor, sie ist eloquent und unterhaltsam geschrieben, so dass man hungrig Kapitel um Kapitel verschlingt, weil die Zusammenhänge zwischen Autoren, Epochen und Denkmustern immer deutlicher werden.“ Katharina Bracher, NZZ Bücher am Sonntag, 27.03.22
"Karl-Heinz Ott ist ein kritischer Beobachter des Zeitgeschehens, der schreibt und spricht, wie er denkt: atemlos, schnell, pointiert und fast jedes Wort ein Treffer.“ Anne Aschenbrenner, Buchkultur (A), 2 2022
5 Fragen an …
Karl-Heinz Ott
Lieber Herr Ott, ihr neues Buch heißt Verfluchte Neuzeit – wer verflucht denn bitte die Neuzeit?
Eine ganze Menge Leute, vor allem auf erzkonservativer Seite, aber vereinzelt auch auf linker. Zum Beispiel Leo Strauss und Foucault, die politisch in entgegengesetzten Ecken stehen. Beide bestreiten radikal, dass unser neuzeitlicher Rationalismus etwas Gutes gebracht hat. Man könnte noch andere Namen nennen, zum Beispiel Heidegger und Carl Schmitt.
Der Untertitel lautet Eine Geschichte des reaktionären Denkens. Was darf man sich darunter vorstellen?
Während die meisten von uns Dinge wie Selbstbestimmung für etwas Selbstverständliches halten, lautet das Argument der Gegenseite, dass der Mensch Halt braucht und Führung. Andernfalls taumelt er in einer bodenlos gewordenen Freiheit umher, ohne jeden höheren Sinn, ohne jedes höhere Ziel. Aus reaktionärer Sicht ist nur das große Ganze wichtig, nicht das Individuum.
Die Kritik an der Neuzeit ist ja nicht völlig von der Hand zu weisen. Reformation, Rationalismus, Aufklärung, das alles hat uns dem Paradies auf Erden keineswegs nur näher gebracht. Hat die Vernunft einfach die schlechteren Argumente?
Aus dem Paradies sind wir schon seit Urzeiten vertrieben, doch früher gab es wenigstens noch Gott oder die Götter. Seit der Neuzeit rückt der Mensch sich selbst in den Mittelpunkt. Er lässt nur noch gelten, was seinen eigenen Vorstellungen entspricht. Jede Art von Wahrheit gilt nur noch als sein eigenes Phantasieprodukt, hinter dem Machtinteressen stecken. Heute sagt man: Alles beruht auf Konstruktion.
Wie erklären Sie sich, dass diese reaktionären Tendenzen gerade heute so stark werden?
Weil den Erzkonservativen die letzten Felle wegschwimmen. Alles, was sie für gott- oder naturgegeben hielten, wird in Frage gestellt. Auf nichts können sie sich mehr verlassen: auf keinen einzigen Glauben, auf keine einzige Tradition, am allerwenigsten aufs Patriarchat. Alles macht man ihnen madig. Und dagegen wehren sie sich, zum Teil rabiat.
Warum halten Sie sie denn für so gefährlich?
Weil diese Leute immer lauter werden und in vielen Ländern an Macht gewinnen, vor allem auch in der westlichen Welt. Siehe Polen, siehe Ungarn, oder die vielen Trump-Anhänger in den USA. Sie wollen ein anderes System, die jetzigen Demokratien verabscheuen sie als linksliberale Tyrannei.