Scham
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Inès Bayard

Scham

übersetzt von Theresa Benkert
Details zum Buch
Roman
  • Erscheinungsdatum: 17.02.2020
  • 224 Seiten
  • Zsolnay
  • Fester Einband
  • ISBN 978-3-552-05976-4
  • Deutschland: 22,00 €
  • Österreich: 22,70 €

  • ePUB-Format
  • E-Book ISBN 978-3-552-05991-7
  • E-Book Deutschland: 16,99 €

„Inès Bayard reißt den Leser aus der Komfortzone.“ (L’Express) Die unfassbare Geschichte einer Vergewaltigung und der Frage, wie eine Frau damit umgeht. Für Leserinnen von Leila Slimani.

Maries Leben ist perfekt. Sie ist jung und erfolgreich, ihr Mann ist Anwalt, jetzt wollen die beiden ein Kind. Da passiert das Unfassbare. Marie wird von ihrem Chef auf dem Heimweg brutal vergewaltigt. Und er setzt sie so unter Druck, dass sie niemandem, nicht einmal ihrem Mann, davon erzählt. Die junge französische Autorin Inès Bayard lässt in ihrem eindrucksvollen Debütroman keinen Zweifel: an dem, was geschehen ist, und daran, dass Marie keine Schuld trifft. Und doch müssen wir zusehen, wie Marie der Moment, in dem sie noch Hilfe suchen könnte, entgleitet, wie sie vom Opfer zur Täterin wird … "Scham" ist ein emotional fesselnder Roman, ein Leseereignis, dem man sich nicht entziehen kann.

Inès Bayard

Inès Bayard

Inès Bayard wurde 1992 in Toulouse geboren, sie lebt jetzt in Berlin. Ihr Debütroman Scham (2020) wurde in mehrere Sprachen übersetzt und mit dem Prix Fnac und dem Prix Goncourt des Lycéens ausgezeichnet. Zudem stand er auf der ...

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Scham

Presse

„‚Scham‘ ist ein mutiger, in seiner Schonungslosigkeit unbedingt nötiger Roman. Inès Bayard überzeugt mit einer zupackenden Prosa, einer scharfen Beobachtungsgabe für intime Details und einem feinem Gespür für psychologische Schieflagen.“ Christoph Vormweg, Deutschlandfunk, 15.06.20

"Brisant und hochaktuell, so etwas wie das Buch der Stunde. ... Um einen wahrhaft schockierenden
Roman zu verfassen, lässt Inès Bayard keinen Schockeffekt aus." Ursula März, DIE ZEIT, 10.06.20

"Bayards Roman ist aufwühlend und facettenreich, ein Appell an alle Frauen, sich vom männlichen Blick unabhängig zu machen und den eigenen Körper nicht als Objekt der Begierde, sondern als Subjekt des eigenen
Verlangens zu erfassen. ... Ein Debüt, das schwarz auf weiß beweist, dass sexuelle Gewalt literarisch
erfasst werden kann, ohne in spröden
Manifesten und einem Exzess der Leerstelle zu enden." Ute Cohen, der Freitag, 20.05.20

"'Scham' hat einen Rhythmus, setzt sich aus kurzen, prägnanten Sätzen zusammen." Zoë Wydra, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 03.05.20

"Packend geschrieben und ein scharfsinniges Infragestellen dessen, was wir als perfektes Leben anstreben" Brigitte, April 2020

„Inès Bayard schildert mit der Präzision einer Chirurgin, wie sich eine Bilderbuchexistenz in Luft auflöst und das Chaos aus Wut, Scham und Hilflosigkeit in ihrer Protagonistin langsam der totalen Leere weicht.“ Sacha Verna, Annabelle, 27.04.20

„Der Text ist brutal, weil sein Gegenstand es verlangt. Doch gar nicht so sehr in seiner Härte liegt die Sprengkraft dieses Debuts, sondern in der Radikalität, mit der hier die Geschlechterbeziehungen einer Analyse unterzogen werden, nämlich durch den Blick einer Vergewaltigten, die gewissermaßen die Essenz der asymmetrischen Machtverhältnisse erleiden muss.“ Gudrun Hamböck, Ö1 Ex Libris, 15.03.20

"Präzise und sparsam erzählt, auf unerbittliche Weise elegant und leichtfüßig." Georg Renöckl, Falter, 11.03.20

"Einer der härtesten und vielleicht einer der besten Romane dieses Frühjahres“ Alexander Solloch, NDR Kultur BücherLeben, 07.03.20

"Inès Bayards Sprache ist von unerhörter Körperlichkeit. ... Sie entfaltet einen bewundernswerten Reichtum. ... Ein vielversprechendes Debüt." Felix Schneider, SRF Online, 03.03.20

"In schnörkelloser Sprache spult Bayard mit psychologischer Zwangsläufigkeit die Zerstörung einer weiblichen Existenz ab." Gudrun Hamböck, Ö1 Ex Libris, 15.03.20

„Bayard durchleuchtet geschickt die Machtstrukturen einer Gesellschaft, in der Frauen auch im 21. Jahrhundert noch patriarchalen Vorgaben unterworfen sind. Kurze, harte, kontrollierte Sätze, wie in Rage aufs Papier gebracht, die den Leser verstören.“ Susanna Schürmanns, ARTE Metropolis, 16.02.20

„Jeder Satz ist ein Stich ins Herz. Der Debütroman „Scham“ von Inès Bayard, nüchtern und distanziert im Ton, schnürt einem die Kehle zu. (...) Ein knallharter Beitrag zur #MeToo-Debatte.“ Franziska Wolffheim, Spiegel online, 15.02.20

"Bayard skizziert eine entsolidarisierte Gesellschaft, in der sich jede Betroffene allein durchkämpft. ... Schweigen die Opfer aus Scham oder gar, weil es einfacher ist? Bayard überlässt die Antwort ihren Lesern. Die Frauen aber entkommen ihrer Geschichte nicht." Jutta Sommerbauer, Die Presse am Sonntag, 15.03.20

„Schicht um Schicht offenbart dieser brutale, aber dennoch feinfühlige Text Ängste, Erpressung und gesellschaftliche Tabus und erzählt schließlich auch von der zerstörerischen Kraft der Sprachlosigkeit, die jedes Unglück noch größer werden lässt.“ Gerlinde Tamerl, Tiroler Tageszeitung, 15.02.20

„Bayard beschreibt den Zerfall dieser Frau in schneidenden Sätzen, stellt Maries psychische und physische Qualen explizit aus, ohne die Figur dabei auszubeuten. Denn noch weit grimmiger ist sie in der Darstellung des Milieus, das Maries selbstzerstörerische Scham bedingt: gutbürgerlich konservativ und vage katholisch.“ Ute Baumhackl, Kleine Zeitung, 22.02.20

„Die Hauptfigur in Inès Bayards Buch ist so nahbar, dass ihr Schmerz beim Lesen spürbar wird. Selbst wenn man Marie anschreien will, sie solle doch bitte den Mund aufmachen und endlich darüber sprechen, was ihr passiert ist, fängt man an, ihre Sicht der Dinge zu verstehen. Schweigen ist leicht, darüber reden ist schwer.“ Alica Ouschan, FM4, 22.02.20

5 Fragen an …

Inès Bayard

Frau Bayard, Ihr Debütroman Scham hat eine ungeheure Kraft. Beim Lesen gerät man in einen Strom, der, ist man einmal hineingeraten, nicht mehr zu stoppen ist. Wie hat sich dieser Plot entwickelt, wo beginnt Ihre Geschichte?
Mit dem Schreiben dieses Romans habe ich in einer für mich schwierigen Phase begonnen. Ich hatte gesundheitliche Probleme, die mich in einen Zustand von Schwäche und Isolation versetzten. Und ich glaube, dass eben diese Situation ausschlaggebend für dieses „physische Schreiben“ war: eine Reflexion über die Qualen des weiblichen Körpers, den sehr schmalen Grat zwischen Verstand und Wahnsinn und wie äußere Ereignisse zu Frustration und Leid führen können.
Es ist außerdem das Jahr gewesen, in dem ich die Literatur von Elfriede Jelinek entdeckt habe und die ersten Aussagen rund um die Me-Too-Bewegung publik wurden. Ich schaltete mittags meinen Computer ein und stieß auf Tausende von Aussagen vergewaltigter, eingeschüchterter Frauen, die im Alltag belästigt werden und von einer Welt vollkommener Gleichgültigkeit umgeben sind. Die Kraft der Worte, die Stärke ihrer Erklärungen und Geschichten waren entscheidende Elemente für die Entstehung dieses Romans. Deshalb bin ich, wenn mir jemand sagt, dass mein Buch brutal sei, mit dieser Übereinstimmung durchaus zufrieden. Das bedeutet nämlich, dass mein Schreiben genau diese Gewalt nachahmt, die gegen Frauen ausgeübt wird.

Marie, eine starke, glückliche, fest in der Gesellschaft und in der Familie verankerte Frau, entschließt sich, nach der Vergewaltigung zu schweigen. Warum spricht sie nicht?
Es fällt mir schwer, einer Romanfigur Intentionen zuzuschreiben. Wenn ich mich darauf einlassen würde, wäre das wie ein Verrat an ihr, da ich mir nachträglich das Wie und Warum ihrer Reaktionen vorstellen würde. Was ich weiß, ist, dass ein maßgeblicher Teil unserer Gesellschaft nicht oder nur ungern bereit ist, die Rechte und Stimmen von Frauen zu berücksichtigen, sofern sich diese überhaupt zu Wort melden und im öffentlichen Raum behaupten können. Deshalb treibt ihr Schamgefühl Frauen so leicht in die Stille, aus Angst davor, von den Mitmenschen verurteilt oder verleugnet zu werden, vor den Folgen ihrer Enthüllungen im beruflichen und privaten Leben, vor der Langsamkeit und Ungerechtigkeit juristischer Entscheidungen und Entscheidungsträger, vor dem Druck, der von medizinisch-rechtlichen Urteilen ausgeht.

Hat #MeToo etwas verändert? Glauben Sie, es wäre jetzt leichter für Marie, über das, was ihr widerfahren ist, zu sprechen?
Für mich ist die Me-Too-Bewegung ein entscheidender Wendepunkt in der Geschichte des Feminismus. Sie ist nicht belanglos, wie uns einige glauben machen wollen. Aber sie ist natürlich auch noch nicht die Lösung, und eine Aussage kann nach wie vor zu einer sinnlosen Tortur werden. Momentan beobachten wir Umkehrphänomene. Frauen, die in sozialen Netzwerken von ihrer Vergewaltigung berichtet haben, werden heftig angegriffen, diskreditiert oder gar beschuldigt, gelogen und übertrieben zu haben und an einer Art denunziatorischer „Hexenjagd“ teilzunehmen. Wie in allen Kämpfen um Gerechtigkeit wird es auch hier immer Menschen geben, die Angst vor dem Verlust ihrer Machtposition haben und die deshalb beginnen, die Realität zu verdrehen.

Das Buch war auf der Longlist für den Prix Goncourt, den wichtigsten französischen Literaturpreis, wie ist das Buch sonst in Frankreich aufgenommen worden?
Das Buch kam sehr gut an, was mich sehr freut. Ich bin Lesern begegnet, darunter einigen Männern, die die Geschichte für übertrieben hielten (die Leichtgläubigkeit des Mannes beim Sex, Maries Schweigen, die Reaktionen ihrer Schwester und ihrer Mutter). Ich respektiere alle Ansichten, das ist so, wenn man schreibt. Nur eines möchte ich sagen: Ich versuche, allgemein bekannte Realitäten zu berücksichtigen. In einigen Ländern, wie Senegal oder Peru, wo ich mein Buch präsentieren durfte, ist das nicht bloß eines von vielen Themen, es ist eine wahre Plage der Gesellschaft. Vergewaltigung kann ein integraler Bestandteil der Geschichte eines Landes sein, so wie Waffen zum Beispiel. Wenn Abtreibung in Fällen von Vergewaltigung nicht erlaubt ist, riskieren Frauen durch heimliche Abtreibungen ihr Leben, Fälle von Kindsmord mehren sich und die Selbstmordrate und das soziale Elend nehmen zu. Wir müssen uns des Grabens bewusst sein, der herrscht, zwischen den Rechten, die die Frauen vor Jahren in Frankreich hart erkämpft haben (und um deren Erhalt sie ständig kämpfen), und der Situation in anderen Ländern, in denen Grundrechte für Frauen völlig fehlen. In unserer Position ist es wichtig, diese Themen zu verstehen, sie anzusprechen und in einen Dialog darüber zu treten.

Bezüge zu den Werken von Elfriede Jelinek oder Ingeborg Bachmann erschließen sich einem bei der Lektüre von Scham fast von selbst. Wer sind Ihre Vorbilder, Bezugsgrößen, Referenzen?
Trotz der unzähligen Übersetzungen habe ich immer noch den Eindruck, dass deutschsprachige Literatur in Frankreich kaum bekannt ist. Auch mein Interesse und meine Bewunderung für die Arbeit von Elfriede Jelinek und Ingeborg Bachmann wurde vor allem durch mein Leben in Deutschland geweckt. Ihre Werke waren wie Lichter für mich. Malina ist ein komplexer, intelligenter und ein entschlossen moderner Roman, der zeigt, dass Bachmann nicht nur eine große Autorin und Lyrikerin ist, sondern, so wie Günter Grass oder Heinrich Böll, die Brillanz der großen Intellektuellen ihrer Zeit hatte. Sie hatte bereits die Phänomene von Dominanz und Gewalt, die die Geschlechterverhältnisse aus dem Gleichgewicht bringen, sowie die Probleme der Rekonstruktion von Sprache und das Nachkriegsdenken verstanden und analysiert. Genauso wie Jelinek, die meiner Meinung nach direkt in ihre Fußstapfen getreten ist. Sie hat einen bewundernswerten Stil, ist eine Meisterin der Metapher, und die Bilder, derer sie sich in ihren Texten bedient, sind einfach außergewöhnlich.
Ich habe zwar eine Textstelle von Perec als Motto genommen, aber in Wirklichkeit steht der Roman unter der Schirmherrschaft dieser zwei Autorinnen. Während des Schreibens lag Lust ständig auf meinem Schreibtisch. Als Autorin bin ich ihnen unendlich dankbar für die genauen Bilder und Empfindungen, die sie uns vermittelt haben. Es ist aufwühlend, darüber nachzudenken, dass Jelinek und Bachmann zu jenen Künstlerinnen und Künstlern gehören, die nicht mit der Suche nach dem Gewöhnlichen zufrieden sind, sondern das Absolute in ihren Texten suchen. Ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich Jelinek im Roman direkt zitieren soll, aber am Ende bin ich zu dem Schluss gekommen, dass sie – ob es nun merkwürdig ist oder nicht – präsent sein sollte. Und dieser kurze Satz von ihr, so prägnant und trocken er auch sein mag, scheint die Leser, glaube ich, genauso berührt zu haben wie mich.

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