Ljudmila Ulitzkaja
Frau Ulitzkaja, wie entstand die Idee zu Ihrem Roman „Jakobsleiter”?
2011 fand ich in einer Mappe, die seit dem Tod meiner Großmutter bei mir lag, Briefe von ihr und meinem Großvater. Ich habe die Briefe jahrelang nicht gelesen, weil ich Angst hatte, unangenehme Dinge über meine Verwandten zu erfahren. Das war eine Angst, die den Menschen in der Sowjetunion zutiefst vertraut war. Ich las die Briefe erst, als hundert Jahre seit dem ersten Brief vergangen waren. Die 500 Briefe zu lesen hatte etwas Unheimliches – so als fielen plötzlich Skelette aus dem Schrank. Mir war klar, dass meine Kinder diese Briefe nach meinem Tod in den Müll werfen würden, und es stieg ein Angstgefühl in mir auf, diesmal war es die Angst vor dem...
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