Hanser Verlag Logo
Hauskonzert

Hauskonzert

24,00 €
sofort lieferbar
Bei Partner bestellen
Igor Levit begeistert in der Elbphilharmonie wie auf Twitter. Das erste Buch „eines der wichtigsten Künstler seiner Generation … der Pianist des Widerstands.“ New York Times

Igor Levit gehört zu den besten Pianisten seiner Generation. Doch sein Wirken geht weit über die Musik hinaus: Er erhebt seine Stimme gegen Rassismus, Antisemitismus und jede Art von Menschenhass. Er engagiert sich für den Klimaschutz und tritt für die Demokratie ein. Was treibt ihn an? Woher rührt seine Energie? Der Journalist Florian Zinnecker begleitet Igor Levit durch die Konzertsaison 2019/20. Gemeinsam erleben sie eine Zeit der Extreme. Es ist das Jahr, in dem Levit öffentlich Partei gegen Hass im Netz ergreift und dafür Morddrohungen erhält. Das Jahr, in dem er für Hunderttausende Hauskonzerte auf Twitter spielt. Und das Jahr, in dem er zu sich selbst findet – als Künstler und als Mensch.

Details zum Buch

Erscheinungsdatum: 2021-04-12T00:00:00Z
304 Seiten
Hanser Verlag
Hardcover
ISBN 978-3-446-26960-6
Deutschland: 24,00 €
Österreich: 24,70 €

Presse

„Hauskonzert“ kommt als mosaikhafte Collage aus fein musikalisierten Beobachtungen, Bekenntnissen, Beschreibungen daher. ... Man liest mit viel Gewinn, wie schwer so eine scheinbar glatt laufende Klassikkarriere an der Spitze erkämpft ist." Manuel Brug, Die literarische Welt, 08.05.21

“Zinnecker gelingt ein Finale von geradezu literarischer Qualität. Ein Buch, hochambitioniert, Künstlerbiographie und Krisentagebuch zugleich. … „Hauskonzert“ liest sich immens spannend, schonungslos offen, dramatisch aufgeraut, zuweilen brillant.“ Oliver Chech, WDR 3 Tonart, 20.04.21

„Durchgehend kurze, oft extrem kurze Sätze oder Schlagworte, sprunghafte Assoziationen, auch Kraftworte – es ist der Twitter-Stil unserer Zeit. … Die virtuelle Nähe dieses Buches erleichtert einer großen Schar von Skeptikern und Interessierten den Zugang zur klassischen Musik.“ Elisabeth Richter, Deutschlandfunk Musikjournal, 12.04.21

„Keine normale Musikerbiografie, sondern das Porträt eines Rastlosen. … Der Diskurs liest sich spannend und man begreift die vielschichtige Persönlichkeit des Pianisten. … Die Neuerscheinung ist ein Aufreger und ein Gewinn für das Genre ‚Musikerbiografie‘. Den Leser*innen bietet das Buch nicht nur eine Fülle von Informationen aus erster Hand. Es lässt in seiner offenen Erzählform Raum für die eigene Interpretation und verheimlicht auch nicht Ecken und Kanten der streitbaren Persönlichkeit“. Georg Waßmuth, SWR2 Treffpunkt Klassik, 14.04.21

„Ein Buch wie ein schnelles Musikstück. Kurze Sätze, kurze Absätze, Variationen, Repetitionen, Refrains. … Vor allem basiert das Buch auf Äußerungen von Levit selbst, … um in wilden Zeitsprüngen ein Psychogramm zu skizzieren, so impulsiv, wahrheitssuchend und manchmal pathetisch wie die Person, um die es geht. … Igor Levit ist ein radikaler Gegenwartsspieler“. Christiane Peitz, Der Tagesspiegel, 14.04.21

„Keine klassische Biographie, mehr ein Kennenlernen eines Musikers und seiner Gefühle … Eine Nahaufnahme des Menschen Igor Levit.“ Martin Hoferick, 3sat Kulturzeit, 12.04.21

„Wer dieses Buch gelesen hat, kann sich beim Zuhören den ganzen Menschen Levit vorstellen, mit seiner Energie, seiner Spontanität, aber auch mit seinen Zweifeln, dem Hang zur Selbstüberforderung.“ Gustav Seibt, Süddeutsche Zeitung, 12.04.2021

Video

Downloads

Hier finden Sie Cover in unterschiedlichen Formaten sowie Presseinformationen und weiterführendes Material zu unseren Titeln für Presse und Buchhandlungen.Zum Download-Portal

Ein Gespräch mit Igor Levit und Florian Zinnecker

Wie habt Ihr zusammen gefunden?

Florian Zinnecker: Bei einem Interview fürs SZ-Magazin. Damals hat Igor keine einzige der Fragen, die ich gestellt habe, beantwortet. Die haben ihn nicht interessiert, er wollte lieber über andere Dinge reden – ein Glück für meinen Text. Und dann war ich in dem Konzert in Hamburg, das im Buch der Anfang der Reise ist: Elbphilharmonie, 18. September 2019, der Auftakt des Beethoven-Zyklus‘ mit der Waldstein-Sonate. Ich bin völlig sprachlos rausgegangen und dachte: Was war das denn? Wie kann man das so spielen? Noch nie hatte ich dieses Stück derart dreidimensional und vielfarbig gehört. Zum ersten Mal war der Gedanke da: Eigentlich müsste man, eigentlich sollte man.

Igor Levit: Ich kann gar nicht zählen, wie oft Leute zu mir kamen und sagten: „Mach doch ein Buch, mach ein Buch“. Alle haben sich so wahnsinnig große, hochtrabende Gedanken gemacht. Als dann Florian zu mir sagte: Du, ich habe einfach so viele Fragen, und eigentlich möchte ich das aufschreiben, war das ein Tonfall, der mir sehr entspricht: Leicht und klar und schnell. No bullshit.

War die Rollenverteilung klar? Wer trägt was bei und in welcher Form?

Florian Zinnecker: Natürlich war ich derjenige, der mehr Fragen gestellt hat. Dennoch ist die Art des Erzählens zusammen entstanden, im engen Austausch, im Probieren und Verwerfen. Am Ende war der Text dann auf meinem Computer.
Igor Levit: Anfangs haben wir ein paar Telefonate geführt und uns einige Male getroffen, Florian hat ein bisschen was gefragt. Es war alles in Ordnung, es waren gute Gespräche. Und dann kam die Pandemie. Im Grunde waren wir ja alle nah an einem Zusammenbruch in dieser Ausnahmesituation. Wir haben zum Teil täglich gesprochen. Und jeder Tag war anders. Die allermeisten Gespräche fanden tatsächlich in den Wochen der Hauskonzerte statt. In dieser Zeit saß ich alleine zu Hause. Ich habe mich vor Florian, wie vor vielen anderen Menschen auch, komplett durchsichtig gemacht. Es gab keine Zwischenwände, ich hab einfach alles zugelassen. Auch deswegen habe ich auf dem Titel “Hauskonzert” beharrt: Weil das nicht nur das Musikmachen zu Hause war, sondern der Akt der Türöffnung in mein inneres Wohnzimmer. Das, glaube ich, war der Schlüssel bei diesen Gesprächen: Ich vertraue darauf, dass mein Gegenüber behutsam mit dem umgeht, was ich ihm anvertraue.

Welche Rolle spielt dabei die Lebensgeschichte Igor Levits?

Florian Zinnecker: Ohne sie zu kennen, würde man viele Dinge nicht verstehen. So wie Du auf ein Konzert schaust, Igor, warum Du manche Stücke nicht spielst oder nicht mehr spielst. Wie Du arbeitest, wer Dich geprägt hat, wie Du Dich politisiert hast, warum Du twitterst: Nur aus der Gegenwart heraus lässt sich das nicht erklären. Igor hat sehr früh gesagt: Pass auf, ich erinnere mich an vieles gar nicht. Daher hat das Buch gar nicht den Anspruch, eine vollständige Biographie zu sein. Es sind eher Einzelaufnahmen.
Igor Levit: Wenn es eine übergreifende Erzählung in dem Buch gibt, ist es die eines Emanzipationsprozesses, den ich durchlaufe. Meine Biographie, die Kindheit, die Jugend: All das sind Schritte zur Emanzipation. So sehe ich dieses Jahr 2020 neben all dem Furchtbaren als das befreiendste Jahr meines bisherigen Lebens. Ich habe mich hier zu Hause einfach freigespielt, und das ist auch geblieben!

Zurück zum Hauskonzert: Warum ist genau das die Situation, in der sich Igors Emanzipation so gut manifestieren kann?

Igor Levit: Ich will das kurz machen, weil mir alles andere unangenehm ist: Ich habe diese Zeit gebraucht, um zu spüren, dass das alles wirklich aus mir selbst kommt. Das meine ich sehr, sehr ernst: Ich selbst reiche aus. Als Kind und Jugendlicher hatte ich da ganz andere Gedanken. Und insofern verbinde ich mit diesen Hauskonzerten wirklich ein inneres Ankommen.
Florian Zinnecker: Das Interessante daran ist ja auch: Ein Künstler hat hier den direkten Weg zu seinem Publikum genommen. Pathetisch gesprochen: In einem Moment, da aufgrund äußerer Umstände der Betrieb und alles, was damit zusammenhängt ausgeschaltet ist, findet die Kunst dennoch einen Weg. Es ist, trotz allem, Kommunikation möglich zwischen dem Künstler und seinen Zuhörern.
Das Interview führte Anselm Cybinski.

Autor:in

Igor Levit

Igor Levit, geboren 1987 im russischen Gorki (heute Nischni Nowgorod), zog mit acht Jahren mit seiner Familie nach Deutschland. Er studierte an der Musikhochschule Hannover und gewann 2005 beim Arthur-Rubinstein-Wettbewerb als jüngster Teilnehmer die Silbermedaille. Zuletzt veröffentlichte er alle 32 Klaviersonaten Beethovens. Levit ist Träger des Gilmore Artist Awards, 2020 wurde er u. a. mit der "Gabe der Erinnerung" des Internationalen Auschwitz Komitees, dem Bundesverdienstkreuz und dem Preis für Verständigung und Toleranz des Jüdischen Museums Berlin ausgezeichnet.

Florian Zinnecker

Florian Zinnecker, geboren 1984 in Bayreuth, ist stellvertretender Ressortleiter der Wochenzeitung die Zeit. Nach seinem Studium der Kulturwissenschaften und Politik schrieb er u. a. für das Süddeutsche Zeitung Magazin und besuchte die Henri-Nannen-Journalistenschule. Für seine Berichterstattung über die Bayreuther Festspiele wurde er mit dem Konrad-Adenauer-Preis ausgezeichnet.

Stöbern

Newsletter
Newsletter