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Details zum Buch
Schwules und lesbisches Leben in der Bundesrepublik. Eine Emotionsgeschichte
  • Erscheinungsdatum: 15.03.2021
  • 416 Seiten
  • Hanser Verlag
  • Fester Einband
  • ISBN 978-3-446-26928-6
  • Deutschland: 25,00 €
  • Österreich: 25,70 €

  • ePUB-Format
  • E-Book ISBN 978-3-446-27003-9
  • E-Book Deutschland: 18,99 €

„Eine Geschichte von Alltag und Aktivismus, von Verfolgung und Strafe, von Befreiung, Freundschaft und Liebe, eine Geschichte gelebten, queeren Lebens, über die sich ein Schleier des Vergessens zu legen droht. Man muss dieses Buch lesen!“ Daniel Schreiber

Von heimlichen Begegnungen bis zum Christopher Street Day, vom §175 bis zur Ehe für alle – die Wege schwulen und lesbischen Lebens in Deutschland waren steinig, und sie sind bis heute weniger geradlinig, als unsere Vorstellung von Liberalisierung vermuten lässt. Benno Gammerl legt die erste umfassende Geschichte der Homosexualität in der Bundesrepublik vor. Eindringlich beschreibt er die Lebens- und Gefühlswelten von gleichgeschlechtlich liebenden Menschen seit den 1950er Jahren und lässt Männer und Frauen verschiedener Generationen zu Wort kommen. Ein lebensnaher und einsichtsreicher Blick auf eine spannende Geschichte, der Historikerinnen und Historiker bisher wenig Aufmerksamkeit geschenkt haben.

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Benno Gammerl

Benno Gammerl

Benno Gammerl ist Historiker und gilt als führend in der Erforschung von queerem Leben in Deutschland. Nach Stationen am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin und am Goldsmiths College in London lehrt er seit 2021 als ...

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Benno Gammerl über sein Buch

Presse

"Eine beeindruckende Emotionsgeschichte. ... Die Herausarbeitung der Gefühlsgeschichte ist ein besonderes Verdienst des Buches und wirft Fragestellungen für die Gegenwart auf. ... In Anbetracht manch exzessiver aktueller Debatten um „Identitätspolitik“ kann man sich Gammerls Plädoyer für eine „unaufgeregte Aufmerksamkeit für das Differente“ nur anschließen." Martin Reichert, taz, 26.05.21

"Die Tiefe, in der Gammerl Motive, Entscheidungen, geistige Fluchten, Ausweichmanöver, Erweckungsmomente, die Rolle Homophiler und der Massenmedien sowie den Widersinn der Konflikte zwischen Befreiungsdrang und der Sehnsucht nach Konvention analysiert, ist immer wieder überraschend. … In einer Zeit der unbeirrbaren Überzeugungen ist die Lektüre von ‚Anders fühlen‘ wohltuend differenziert. Beinahe macht sie Hoffnung auf eine neue Generation von Schreibenden, deren Thesen sich nicht in ihren Buchtiteln erschöpfen.“ Elena Witzeck, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.04.21

"Benno Gammerl hat emotionsgeschichtliche Pionierarbeit geleistet. ... Ein bedeutender historiographischer Wurf, der unbedingt auch außerhalb des Kreises der Betroffenen wahrgenommen werden sollte. ... Man kann das Buch überall aufschlagen und eintauchen ... Gammerls Buch ist von einer großen Menschlichkeit durchströmt, von der Wärme des gelebten Lebens." Gustav Seibt, Süddeutsche Zeitung, 16.03.21

"Ein in jeder Hinsicht beeindruckendes Sachbuch." Udo Rauchfleisch, Psychologie Heute, Juni 2021

5 Fragen an …

Benno Gammerl

Lieber Herr Gammerl, anders fühlen ist das erste allgemeine Sachbuch, das sich eingehend mit dem Leben männerbegehrender Männer und frauenbegehrender Frauen in Deutschland beschäftigt. Wie kommt es, dass das Thema von Historikerinnen und Historikern so lange vernachlässigt wurde?
Dass das Thema nun endlich die Aufmerksamkeit erfährt, die es verdient, hat vor allem mit der beharrlichen und hervorragenden Arbeit zu tun, die schwule und lesbische Historikerinnen und Historiker jahrelang geleistet haben, meist ohne dafür angemessen entlohnt zu werden. Die universitäre Geschichtswissenschaft hielt den Beitrag von LSBTI* Personen zur Geschichte der Bundesrepublik lange Zeit entweder für unbedeutend oder in ihrer konservativen Haltung für ‚bäh!‘ Das hat sich erst mit der offiziellen Anerkennung des Unrechts, das Lesben und Schwulen auch nach 1945 noch zugefügt wurde, allmählich geändert. Diese Entwicklungen machten auch ein Buch wie anders fühlen möglich.

Und wie sind Sie zu dem Thema gekommen – oder das Thema zu Ihnen?
Als schwuler Historiker wollte ich schon lange etwas zur Homosexualitätengeschichte schreiben. Nachdem ich eine Promotion zu einem weniger ‚gewagten‘ Thema vorgelegt hatte, war die Zeit aus meiner Sicht reif. Dann ergab sich die Chance, das Projekt mit einem emotionshistorischen Ansatz zu verknüpfen. Das leuchtete mir unmittelbar ein: Wie fühlten frauenliebende Frauen und männerliebende Männer und wie haben sich diese Gefühle seit den 1950er-Jahren verändert? So haben das Thema und ich zueinander gefunden.

Stigmatisierung, Emanzipation, Normalisierung – das sind die drei wichtigsten Begriffe und Konzepte in Ihrem Buch. Was hat es mit ihnen auf sich?
Stigmatisierung heißt: Wer schwul ist, fliegt raus. Emanzipation passiert, wenn jemand sagt: Ich bin lesbisch. Und da müsst Ihr jetzt damit zurechtkommen! Und Normalisierung bedeutet, dass gleichgeschlechtlich begehrende Figuren in immer mehr Vorabendserien auftauchen. Wichtig ist mir, dass sich diese drei Phänomene nicht säuberlich auf bestimmte Phasen verteilen lassen, nach dem Motto: In den Nachkriegsdekaden waren Homosexuelle stigmatisiert; in den 1970er-Jahren wagten sie den emanzipatorischen Aufbruch; und seit den 1980er-Jahren hat sich peu à peu Normalität eingestellt. Zwar wurde das Schwul- und Lesbischsein normaler, aber es gibt nach wie vor auch Stigmatisierung; und deswegen hat sich der emanzipatorische Impetus alles andere als erübrigt. Genau diese Gleichzeitigkeit von Stigma, Befreiung und Normalität macht die Zeitgeschichte der Homosexualitäten aus.

Der Untertitel des Buchs sagt es bereits: Es handelt sich um eine „Emotionsgeschichte“. Warum ist ein emotionshistorischer Ansatz gerade bei diesem Thema so zentral?
Gefühlshistorikerinnen fragen, wie sich emotionale Muster und Praktiken im Lauf der Zeit verändern. War früher mehr Angst oder mehr Lametta? Im Ernst: Noch wichtiger als solche Konjunkturen bestimmter Gefühle ist für mich ihr qualitativer Wandel: Hatten die Menschen früher vor anderen Dingen Angst? Äußerte sich diese Angst anders? Und wurde sie auf andere Art empfunden als heute? In diesem Sinn haben Gefühle eine Geschichte. Die queere Geschichte macht das klar: Vor 60 Jahren mussten Männer noch befürchten, ins Gefängnis zu kommen, wenn sie Sex mit Männern hatten. Heute erzählt manch einer auf Arbeit voller Begeisterung von seinem schwulen Kreuzfahrturlaub – also vor Corona. Das Gefühlsleben hat sich fundamental verändert. Umgekehrt können Gefühle auch Geschichte machen. Partnerschaftliche Liebe und die Fürsorge für Kinder in Regenbogenfamilien: das sind Gefühle, die immer mehr Menschen mit queerem Leben verbinden. Und weil dem so ist, konnte 2017 die Ehe für alle endlich politisch durchgesetzt werden.

Ihr Buch beschäftigt sich mit schwulem und lesbischem Leben in Deutschland. Gleichzeitig gelingt es Ihnen jedoch auch, nicht nur diesen Teilbereich in den Blick zu bekommen, sondern eine neue Perspektive auf die deutsche Zeitgeschichte als Ganzes zu entwickeln. Wie sieht die aus?
Zwei Dinge: Erstens werden die 1980er-Jahre als Periode entscheidender Veränderungen nicht ernst genug genommen. Das liegt an dem kohligen Gefühl der Stagnation, an das sich manche noch erinnern werden, und an der Behäbigkeit des westdeutschen Geschichtsbildes. Verändert, so glauben viele nach wie vor, hätten sich mit der Wende nur die Dinge im Osten. Aber auch die alte Bundesrepublik durchlief einen fundamentalen Transformationsprozess. Die Normalisierung der sexuellen Vielfalt ist da nur eine von mehreren Dynamiken. Zweitens unterscheidet sich die Geschichte von Schwulen und Lesben zwar von der anderer Gruppen, die um Gleichberechtigung ringen – Frauen, Menschen ohne Wohnung, Migrierte, alleinerziehende Eltern, Behinderte, Afro-Deutsche, Arbeitslose, Psychiatriepatientinnen und -patienten … –, aber in manchen Punkten ähneln sich die Erfahrungen. Die Gleichzeitigkeit von Stigmatisierung, Emanzipation und Normalisierung ist auch für die Geschichte anderer gesellschaftlicher Gruppen von Relevanz. Wenn ich mir was wünschen dürfte, dann das: Dass das Buch mit beiträgt zur dringend nötigen Diversifizierung der bundesdeutschen Zeitgeschichte.

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