Lars Gustafsson ist tot

Das Mädchen

Eines Tages steht das Leben
sanft lächelnd wie ein Mädchen
plötzlich auf der anderen Seite des Baches
und fragt
(auf seine spöttische Art)

Aber wie bist du da gelandet?

Aus dem Schwedischen von Verena Reichel

Lars Gustafsson ist tot. Wenige Wochen vor seinem achtzigsten Geburtstag starb der Dichter, Schriftsteller und Philosoph gestern im Kreis seiner Familie in Stockholm.

»Für den Hanser Verlag endet eine lange Freundschaft: Seit fast einem halben Jahrhundert erscheint hier Lars Gustafssons Werk auf Deutsch. Vom Gedichtband »Die Maschinen« von 1967 bis zum eben veröffentlichten Roman »Doktor Wassers Rezept«.
Im vergangenen Herbst reiste er zur Verleihung des Thomas-Mann-Preis nach München und der ganze Verlag kam zusammen, um ihm zu gratulieren.
Am nächsten Tag gingen wir essen, und als wir auf den Preis und auf neue Übersetzungen anstießen, sagte er in seinem unnachahmlichen Deutsch, sein Leben sei im Begriff, eine starke Coda zu bilden. Wie in einer Sinfonie von Beethoven, die am Ende so laut und gewaltig werde. Und dann sang er quer durchs Restaurant eine solche Coda und alle sahen auf und freuten sich über diesen strahlenden Menschen. Es ist nicht leicht, das Schweigen nach der Coda zu ertragen.«

Jo Lendle

Copyright Foto: Peter Andreas Hassiepen